Lifesize Pakkoku Buddha

Lifesize Pakkoku Buddha

Das ist eine der singulären Buddha-Skulpturen, die auf recht merkwürdige, ja eindringsame Weise eine authentisch sehr nahe Vorstellung vermitteln, wie dieser Moment der „Erdberührung“ und des „Buddha-Werdens“, dieses Aufsteigen zu einem transspiritualen „Erwachen“, einer Art metaphysischen Lichtaufgangs, gewesen sein könnte. Wie der Mensch Gautama seine Erhöhung erfuhr und sich das irgendwie nach außen auch ausdrückt. Das ist natürlich vor allem eine Angelegenheit der künstlerischen „Erleuchtung“ und der inspirierten Fühligkeit. An dieser sehr krafterfüllten und in großer Stille zurückhaltend modellierten Skulptur ist das in den Gesichtszügen auf eine erstaunlich verinnerlicht differenzierte Weise niedergelegt. Kopf und Gesicht sind einerseits die eines künftigen Cakravartin*, eines Beherrschers (immerhin formte die große Bewegung des Buddhismus einen beachtlichen Teil der Menschheit), anderseits aber auch bemerkenswert fein und sensitiv gestaltet. Mehr noch – es wird hier tatsächlich der Eindruck eines spürbaren Ereignisses vermittelt, die Schürzung eines dramatischen Funkens, aber fokussiert auf das spirituelle Innenleben.
Gautama sitzt in Paryankasana, der Sitz ist ungewöhnlich krafterfüllt, fast wie ein Felsblock setzt er den darunter befindlichen Berg Meru, den der Sockel darstellt, fort, aber natürlich als ein belebtes Wesen. Dieser Übergang ist beinahe sensationell gelungen, etwa auch das ungewöhnlich reiche Faltenrelief, flach und auf schräger Fläche, es wirkt fast wie die heitere Wellenbewegug einer Wasseroberfläche, die Gefels umspielt. Auch beide Hände sind leicht größer proportioniert und vor allem die Bhumisparsha Mudra (Erdberührung) in ihrer symbolischen Aussagekraft in den Vordergrund gestellt. Die Mutter Erde (die Erdgöttin Bhumi Devi) zur Zeugenschaft aufzurufen (Sieg über Mara, den Versucher) ist sicher nicht alles an Wertschöpfung. Daß Buddha die Erde berührt hat bedeutet – bei einiger Vorstellungskraft – eine Gewichtigkeit von historischer Größe!
Künstlerisch inspiriertes Walten zeigt sich im freien Faltenspiel der Samghati, auch rückseits. Es ist sogar eine Art „Epaulette“ vorhanden, ein seltenes Faltenspiel auf der rechten Schulter des Gautama (die sonst meistens bloß ist) ausgeführt. Die Ohren sind schlank, schulteraufliegend und elegant gekrümmt. Sodann ist ein schmales einfaches Diadem (Stirnband) geschnitten, der Ushnisha ist betont übergangsbündig und kuppelförmig ausgeführt, er sieht hier wirklich noch aus wie ein Knoten des sehr weichen, geschmeidigen (goldenen) Haares. Der Sockel, auf dem Buddha sitzt, ist mit floralem Relief großzügig mit Einlagen in Thayo geschmückt und trägt in mehreren Etagen eng gereihte, streng gerade, oben spitze Lotusblätter, die wie Felsklippen aussehen und den gewaltigen kosmogen ausgerichteten Steilanstieg des Meru vergegenwärtigen. Diverse altersbedingte Schäden an dieser Skulptur, die aus Pakokku** stammt, vor allem im Sockelbereich. Bei frontaler Ansicht ist nahezu keinerlei Beeinträchtigung gegeben. Diese gewissen zerfressenen Stellen (vor allem in der Sitzbeuge) verbinden natürlich zu der tief der buddhistischen Sphäre immanenten Anschauung vom Vergänglichen und auch der Leerheit, von Samsara und Shunyata.

English:

This representation of Buddha brings the viewer ever closer to this transpiritual “awakening”, the becoming of Buddha and the gesture of Dhyana Mudra. The expression of his face is one of a ruler (Cakravartin) and it comes across almost eerie. However his face is also crafted very sensitively and finely.

Very lifelike representation of Buddha from 17th/18th century from Burma/Myanmar

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